© Lorem ipsum dolor sit Nulla in mollit pariatur in, est ut dolor eu eiusmod lorem 2012
Leseproben
Da Zwischen - Gedichte
Die neue Zeit
Vergessen sind die Sünden von Gestern
jetzt sind wir Brüder und Schwestern.
Man hat uns adoptiert
und wenn wir brav parieren
werden wir nicht ganz so viel verlieren
dann werden wir auch so groß und reich
wie hieß das noch gleich
Heim ins ...
Naja, vergessen sind die Sünden von Gestern
jetzt sind wir Brüder und Schwestern.
An meine Mutter
Nimm nicht deine Hände zurück
und das Herz
vor der Zeit.
Oft habe ich mich losgerissen
von dir
habe Berge bestiegen
und bin gefallen
bis unter die Haut der Erde.
Reichten meine Kräfte nicht
hielt ich mich
an deinen Händen.
Zurückgekehrt
verwundet
gepflegt von dir
konnte ich den Tag
der Genesung kaum erwarten
um wieder zu gehen
vor der Zeit.
Herzwende – Gedichte und Geschichten
Wahre Liebe
Liebst du mich wirklich“, fragte sie ihn zum mindestens 1350igstenmal. „Ich schwöre, dass ich
nur dich liebe und das für immer und ewig“, antwortete er zum mindestens 1350igstenmal.
Sah sie da nicht einen winzigen Unmutsschimmer in seinen Augen aufglimmen? Irgendwo hatte
sie einmal gelesen, dass zur Liebe auch die Angst um den anderen gehöre. So trat sie an den
Rand des Balkons, lehnte sich eine Spur zu weit über den Rand und hatte dieses lauernde
Lächeln im Mundwinkel, wie immer, wenn sie, wie zufällig vor ein Auto lief, oder sich in den
Finger schnitt, so dass er mindestens einen Notarzt in Erwägung zog, immer mit dieser Angst
um sie, denn es hätte ja mal sein können, dass ...
So lächelte sie auch diesmal. Weit unten sah sie die Autos vorbeirasen. Wo blieb seine Hand,
sein erschrockenes: „Liebling, sei vorsichtig, ich habe Angst um dich!“ Oder hatte er keine Angst
mehr um sie? Hoffte er vielleicht sogar, dass sie, hatte er nur auf diese Gelegenheit gewartet? Er
hatte eine andere, wahrscheinlich schon lang, ja das hieße am Ende...
Wildentschlossen, ihm das nie zu verzeihen, drehte sie sich um. Er lag auf der Erde. Seine Hand,
ausgestreckt nach ihr, war fast kalt. Seine Augen, erschrocken nach oben gerichtet, sahen sie
nicht an. Sein Herz schlug weder für eine andere, noch für sie, es schlug gar nicht mehr. Der
Arzt sagte: „Herzinfarkt“. Jetzt war sie sich seiner Liebe ganz sicher.
Rasendes Herz
Es rast mein Herz
vergeblich gegen deine Mauern
schlägt meine Sehnsucht
mit den Fäusten
wie verzweifelt
gegen deine Wand.
Ich kannt’ mich selber nicht
und hab dich schon gekannt.
Hab längst gewusst
dass es dich gibt
noch ehe ich mich mochte
hab ich dich geliebt.
Da flüchtet meine Seele sich
ins Dickicht meiner Träume.
Ich riech den Sumpf
und renn doch los
damit ich nichts versäume.
Der Alltagsdschungel hält mich fest
als wär er mein zu Haus.
Ich schärf mir lange die Machete
pfleg vor dem Haus die Distelbeete
und reiß sie endlich raus.
Ein Busch aus Flieder
Ich leg heut meine Flügel an
und schwing mich an die Orte
wo ich meine Liebesträume horte.
Es ist vorbei die Zeit
dass ich nur streune
ich bau ein Haus mir
wohnlich, ohne Zäune.
Ich schwing mich auf
und hab ich Laune
lass ich mich fallen
und staune.
Ich finde mich
in deinem Garten wieder
es möcht im Mai sein
und ein Busch aus Flieder.
Schweigen
Die schweren Schuh mal
und mal die Flügel
als zerrt da jemand
an dem
viel zu derben Seil.
Ich frag dich nicht
und du zu wenig
so bleibst du mir fremd.
Schließt mich nur auf
und wieder ein
als könnte das
schon alles sein.
Ich schrei’ mir
meine Seele wund und
du schweigst dich gesund.
Wenn ich wär, wie ich nicht bin
Geschichten und Gedichte
Erste Ehejahre (Auszug)
Mit der Hochzeit, meinte mein Ehemann, wäre ich in seinen Besitz übergegangen. Er benahm
sich, als wäre ich eine Trophäe.
Es machte ihn misstrauisch, dass ich mich schminkte, obwohl er doch arbeiten war. Für welchen
anderen Mann ich das denn täte. Und immer theatralisch, mit Schreien und Tränen, Schwüren
und Vorwürfen, bis hin zu Tassen, die aus dem Fenster flogen, wozu das auch immer gut sein
sollte.
Wir wohnten in seiner 1-Zimmerwohnung. Anfangs. Das erste Mal von zu Hause weg zu sein,
war sehr aufregend für mich, erforderte aber auch Dinge von mir, die ich nicht gewohnt war zu
tun. Saubermachen z.B., das erledigte bei meiner Mutter die Haushälterin, das Kochen
übernahm sie lieber selbst. Meine Künste in dieser Richtung beschränkten sich bisher auf das
Öffnen von Tütensuppen. Jan störte das wenig, er aß mittags im Betrieb.
Wichtiger war ihm, dass ich ihn pünktlich von seiner Arbeit abholte. Und anschließend über jede
Minute Rechenschaft ablegte. Es nervte; ich aber empfand es als Ausdruck seiner großen Liebe.
Karline (Auszug)
Sie setzt die Brille wieder auf, so wirkt nur der grell geschminkte Mund etwas nervös, das
Lächeln verkrampft. Sie meint, ich könne das doch bestimmt verstehen, hätte ja selbst ein Kind.
„Was? Studiert schon“, fragt sie desinteressiert. „Nein. Nur eines hätte ihre Ehe gerettet:
Nicht das Kind!“
Mit einem Kind kann man sich scheiden lassen, wird halt einem von beiden zugesprochen und
gewöhnt sich dran. Die werden schnell groß, gehen aus dem Haus, haben selber Kinder und
melden sich nur noch, wenn sie Hilfe brauchen. Nie im Leben hätten sie sich scheiden lassen
können. Mit ihrer Karline, das wäre eben etwas ganz anderes. „Sie liebt uns beide so sehr, dass
sie das nie verkraftet hätte! Ja, so was hält zusammen.“
Sie nimmt ihre Brille noch einmal von der Nase, richtet ihre Augen schwärmerisch nach oben
und sagt: „Tja, so einen Hund kann halt niemand ersetzen!“
Vor der Haustür
Vor der Haustür meiner Mutter
zupf ich noch mal an meinem Kleid
spuck auf die ungeputzten Schuh
beend mit meinem Mann den Streit.
Vor der Haustür meiner Mutter
seh ich mich schnell im Spiegel an
ob ich – überzeugend – lächle
ob ich glücklich wirken kann.
Vor der Haustür meiner Mutter
beschließ ich innere Heiterkeit
und dann öffnet sie die Tür
und sagt: Aha, ihr hattet Streit!
Es ist ein Stern gefallen
Es ist ein Stern gefallen
tief in mein Herz hinein.
Er wird wohl von den allen
der Schönste gewesen sein.
Er fiel und fiel in Tiefen
die ich vorher nie sah
erhellt die alte Liebe
bringt sie mir ganz nah.
Dein Lächeln war Versprechen
für das, was man nicht kennt.
Es war vielleicht das erste Mal
das, was man Liebe nennt.
Es ist ein Stern gefallen
dahin, wo er mal war.
Er bringt mich unter vielen
immer noch in Gefahr.
... und jeden Morgen weckt mich die Taube
Eine poetische Reportage - Tagebuchnotizen, Texte, Briefe, Träume und Gedichte 1991-1994
Eine Feststellung
Sisyphus
hatte wenigstens
eine feste Arbeit.
28. September 1991
Es ist soweit. Der Arzt hat mir gesagt, dass es keine Sache für Schmerztabletten oder so ist. Es
ist eine Lebererkrankung. Nein, nicht nur einfach so. Es ist schlimmer, und ich muss mit diesem
Wissen leben. Wenn es ein Schicksalsschlag gewesen wäre. Aber es ist nie nur das Schicksal, da
kam halt alles zusammen. Wenn ich nur gen Himmel schreien könnte: „Was hast du mir nur
angetan, lieber Gott?“ Oder ich mir? Wie dem auch sei. Es ist niemand da, dem ich die Schuld
geben könnte. … Es ist, als hätte man mich k.o. geschlagen, ich liege auf dem Boden und der
Schiedsrichter ist schon bei der Zahl Acht. Wenn ich jetzt nicht aufstehe und weiterkämpfe, habe
ich verloren. Also stehe ich auf und versuch’s noch mal. Dreimal am Tag Pulver, süße Glukose,
dann wieder Mittelchen, dass ich es vertrage. Dreimal Sirup und Tabletten gegen das Wasser im
Bauch. Dr. E. misst jedes Mal meinen Bauchumfang. Er wird nicht weniger.
8. September 1992
M. hat so viel zu tun. Jeden Abend kommt er später. Jetzt das zweite Mal nach irgendeiner
unerklärbaren Zeit. Sie hätten ihm das Benzin abgepumpt und ein Telefon wäre nicht in der
Nähe gewesen, 5 Stunden lang nicht. Er wäre mit einer Schülerin eingeschlossen worden und an
kein Telefon herangekommen. Die Ausreden sind so idiotisch, dass sie keine sein können. Ich bin
ganz froh, dass er erst nachts kommt, so erlebt er nicht, wie schlecht es mir geht. Um die Zeit,
wenn er kommt, ist es akzeptabel, dass ich halb schlafend im Bett liege. Bloß keine Vorwürfe.
Dass er allein für uns arbeiten muss, ist schon schlimm genug. Ich spüre, dass er es nicht
verzeiht. Oder bin ich zu überempfindlich? Was würde ich darum geben, etwas mehr Kraft zu
haben. Mist. Morgen ... immer diese Hoffnung auf Morgen.
25. März 1993 – 2. Tag (nach der Operation)
Wäre ich doch nie aufgewacht! Wer hat mir das angetan, diesen Blick in den Spiegel ertragen zu
müssen. Was für eine Strafe! Nein, so darf kein Mensch aussehen, keine Frau, die demnächst
erst 42 Jahre alt wird. Wie kann sie so viele weiße Haare haben, so ein gelbes, entstelltes
Gesicht? Solche Augen, die aussehen, als wären sie Zeugen eines Massakers gewesen. Weshalb
sieht man nicht die Kraft, den Überlebenswillen?
23. August 1993
Ich habe alle möglichen Veranstalter angerufen, von denen ich eine Telefonnummer hatte.
Vor allem Selbsthilfegruppen, bei denen ich gerne lesen wollte. Oder reden, ihnen helfen.
Die dachten doch glatt, ich brauche Hilfe. Eingeladen überall, aber eben nur als Hilfesuchende.
Aufschrei
Es lebt ein Drachenkind in mir
das baut ein Nest sich
aus der Wärme
und der Wut
mitten in meine
Alltäglichkeiten.
Jetzt übt es sich im
Feuerspei'n
und fauchen kann's schon gut.
Schlägt mit dem Schwanz bedrohlich
gegen jeden Schatten
und bäumt sich auf
will sich einer einrichten
in seiner Nähe.
23. März 1994
Wieder im Virchow. Das Durchchecken nach dem ersten überlebten Jahr. Ich soll eine Nacht
hierblieben, weil sie unter anderem auch die Leber punktieren wollen. Es ist ein merkwürdiges
Gefühl. Kein Grausen, keine Panik, kein Abscheu vor diesem Ort und vor allem: keine Angst.
Es ist die Aufregung, eine fast festliche, die das Herz schneller schlagen lässt. Die Schwester
bemerkt auch einen leicht erhöhten Blutdruck. Aber das halten wir beide für normal. Es ist
wirklich so, dass ich diesen Ort dankbar erkenne. Hier hat man mir das Leben gerettet und
nicht nur einmal. Immer, wenn es so schien, als gäbe es nun keine Chance mehr, haben sie
mich zurückgeholt, waren sie geduldig und behielten die Nerven. Ich hatte nie das Gefühl,
sie zu belasten. Und ich renne mit einem Strahlen durch die Gänge von Untersuchung zu
Untersuchung, wie ein Kind, das jedem mitteilen will, dass es heute Geburtstag hat. Und sie
beglückwünschen mich wirklich ... alle. Und der Satz: „Das sieht man ihnen aber wirklich nicht
an“, ist ein Luxusgeschenk mehr. Die Werte sind gut, die Leberpunktion tut weh, aber was ist
das alles gegen das VORHER.
© Lorem ipsum dolor sit Nulla in mollit pariatur in, est ut dolor eu eiusmod lorem 2012
© Lorem ipsum dolor sit Nulla in mollit pariatur in, est ut dolor eu eiusmod lorem 2012
© Lorem ipsum dolor sit Nulla in mollit pariatur in, est ut dolor eu eiusmod lorem 2012